"Gute Turnierbedingungen und starke Spieler"

Interview mit FIDE-Meister Konstantin Bazarov

 

Bis zur vierten Runde lag der Gast aus Moskau mit an der Spitze, ehe er von Titelverteidiger René Stern gestoppt wurde. Gern beantwortete der sympathische FIDE-Meister vor dem fünften Spieltag unsere Fragen.

 

Würdest du dich bitte kurz vorstellen?

Ich bin 31 Jahre alt, wohne in Moskau und arbeite als Pressesekretär bei einem Energieversorgungsunternehmen.

 

Wie kam es zu deiner Teilnahme an dem Turnier?

Ein Bekannter ist vor vier Monaten nach Berlin gezogen. Wir haben uns geschrieben, er lud mich zum Lichtenberger Sommer ein. Ich habe Urlaub genommen, und so bin ich hier.

 

Seit wann spielst du Schach?

Ich spiele Schach seit der 2. Klasse in der Schule. Bislang habe ich schon in vielen Ländern gespielt, zum Beispiel in Frankreich, Bulgarien oder Tschechien.

 

Würdest du dich als Profi bezeichnen?

Nein, ich bin eher Amateur. Vom Schach ein ausreichendes Einkommen zu erzielen, ist sehr schwer, das gelingt nur starken Spitzenspielern.

 

Wer war dein wichtigster Trainer?

Das war Sergej Pintschuk, ein Internationaler Meister und verdienter Trainer Usbekistans. Er ist vor allem deswegen bekannt, weil Usbekistan im Jahr 1992 unter seiner Leitung bei der Olympiade den 2. Platz belegte. Dabei hatten Sie in der Mannschaft keinen einzigen Großmeister.

 

Welchen Eindruck hast du von unserem Turnier in Berlin?

Die Bedingungen sind gut, es spielen 10-15 starke Gegner in der Spitze mit. Es sind aber auch viele Spieler dabei mit einem niedrigeren Rating, die aber leidenschaftlich und stark agieren. Das ist charakteristisch für solche Open-Turniere.

 

Was passierte in deiner Partie gegen René Stern?

Die Eröffnung hatte ich nicht erwartet. Ich habe mich auf das Damengambit vorbereitet und über 100 Varianten angesehen. Er aber spielte die Bogoljubow-Verteidigung und jene Verzweigung, auf die ich nicht vorbereitet war. Deswegen erhielt ich nach der Eröffnung die schlechtere Stellung. Ich versuchte mich herauszuwinden, es gelang mir aber nicht.

 

Foto: Dagobert Kohlmeyer

 

Wie ist die derzeitige Lage im russischen Schach?

Es finden viele Turniere statt, aber mit der Finanzierung sieht es schlecht aus. Die Gewinne sind meistens Sachpreise, aber kein Bargeld.

 

Was ist mit der Nationalmannschaft los? Sie spielt längst nicht mehr so erfolgreich wie zu den Zeiten von Karpow und Kasparow.

Es gibt viele junge und starke Spieler, aber die richtigen 4 oder 5 Großmeister auszuwählen und daraus eine erfolgreiche Mannschaft zu machen, ist schwierig. So tauchen eben die bekannten Namen wie Swidler, Karjakin und Grischuk auf. Aber bei Olympiaden zeigen sich immer wieder individuelle Einbrüche.

 

Offenbar fehlt ein echter Leader oder der Teamgeist, Wladimir Kramnik ist ja auch nicht mehr der frühere Spitzenspieler?

Kramnik fehlt etwas die Motivation, er hat schon alles erreicht, und ihn interessieren mehr die gut dotierten Rundenturniere der Weltklasse.

 

Nimmst du nächstes Jahr wieder am Lichtenberger Sommer teil?

Das ist nicht sicher. Wir Russen reisen jetzt weniger in den Westen. Das ist eine Folge der Politik.

 

Danke und weiter viel Erfolg im Turnier!

 

Die Fragen stellten Dagobert Kohlmeyer und Dr. Klaus Kapr