In der vierten Runde am 14.12. trat unsere Erste bei der Zweiten von Weiße
Dame an.
In der Vorsaison hatten wir uns gegen den gleichen Gegner schwer getan und erst
mit den letzten beiden Partien aus einem 2:4 ein 4:4 gemacht.
Im Nachbarschaftshaus am Lietzensee war Großkampftag, sechs Teams von WD
empfingen ihre Gastmannschaften. Von unseren Fernschachgiganten wurde dabei
besonders Heinrich Burger begrüßt, der mit seinen Hermsdorfern zu Gast war.
WD2 trat erstmals in dieser Saison mit ihrem Spitzenbrett an, während unsere
nominelle Nummer 1 verhindert war. Als Ersatz spielte Uwe Keil, der bei o.g.
Vorjahres-Wettkampf einen der beiden Last-Minute-Siege beisteuerte. Um es vorweg
zunehmen, Uwe erwischte diesmal einen gebrauchten Tag, aber erst einmal der
Reihe nach weiter.
Wie üblich versuchten die Weißspieler, den Anzugsvorteil zu nutzen und
auszubauen. Unserer Mannschaft gelang das an den Brettern 3 und 5 ganz gut,
unser Spitzenbrett erreichte ein spielbare Stellung mit beiderseitigen Chancen,
während Wolfgang Heimbrodt auf die unorthodoxe Eröffnung seines Gegners (1.d4
d5 2.c4 c5) nicht optimal antwortete. In der Folge hatte er Schwierigkeiten,
kurz zu rochieren und musste am Damenflügel eine beschädigte Bauernstruktur in
Kauf nehmen.
Unsere Schwarzspieler kamen meines Erachtens mit Ausnahme von Dieter nicht so
gut aus der Eröffnung. Hermmann musste früh seine Dame auf b6 tauschen und
hatte einen isolierten Doppelbauern, Ralf und Uwe standen passiv, und ihre
Gegner bauten langsam einen positionellen Druck auf.
Dann begann jedoch WD2, Adventsgeschenke an uns zu verteilen.
Zuerst verlor der Gegner von Fritz völlig den Faden und mußte bereits nach
16.Zügen und einer Stunde Gesamtspielzeit aufgeben. Nachdem Herrmann durch
geschickten Figurenabtausch dafür sorgte, daß der isolierte Doppelbauer bei
den verbliebenen Leichtfiguren keine Schwäche mehr darstellte und Remis
erreichte, durfte ich das nächste Präsent in Empfang nehmen.
Sawatzki - Prange nach 17.Ta1-c1

Es folgte nun 17. ... Sxb6?? 18.Lxb6 Txb6 19.Txc8! und Aufgabe. Mein
Gegner hatte das zwar gesehen, aber in Folge eines Blackouts/Fingerfehlers
trotzdem gezogen. Unter Druck und wenn man keinen befriedigenden Zug zu finden
scheint, passieren solche Dinge eben.
Die richtige Zugfolge war 17. ... Lxd4 18.Dxd4 Sxb6 und nun nicht wie in
der Partie 19.Txc8?, weil jetzt 19.... Sxc8! geht, sondern 19.Sc5
mit leichtem Vorteil für Weiß.
Zwei Siege unter 20 Zügen in einem Wettkampf hat man auch nicht alle Tage in
der Landesliga.
Fast gleichzeitig mit der Aufgabe meines Gegners profitierte Wolfgang Heimbrodt
vom nächsten Gastgebergeschenk. Nach einem Übersehen seines Gegners hatte er
zwei verbundene Mehrbauern auf c3 und d4. Diesen Vorteil verwertete er mit dem
beidseitig komplett verbliebenen Schwerfigurensatz nach gut drei Stunden zu
unserem dritten Sieg. Zwischenzeitlich mußte Uwe nach 23.Zügen aufgeben, die
Optionen Läuferverlust oder Hergabe der Dame gegen einen Turm waren keine
Grundlage für ein Weiterspielen.
So stand es ca. eine Stunde vor der Zeitkontolle 3,5:1,5 für uns. Da Ralf auf
Verlust stand (er hatte in der Zwischenzeit ohne Kompensation zwei Bauern
weniger), ruhten unsere Hoffnungen auf Wolfgang Rohde und Dieter.
Unser Spritzenbrett spielte bis dahin eine starke Partie, sein Kontrahent hielt
aber dagegen. Wolfgang hatte nach 30.Zügen bei gleichem Material (jeweils Dame,
Turm und gleichfarbige Läufer) die Initiative, es war jedoch klar, dass das
gegnerische Spitzenbrett aufgrund des Mannschaftsergebnisses mit einem Remis
nicht einverstanden war. Außerdem hatte Wolfgang etwas Zeitmangel (10 Minuten
plus Zugbonus), wenn auch keine Zeitnot.
Dieter stand um den 20.Zug herum mindestens leicht besser, allerdings konnte
sich sein Gegner dann trotz Zeitnot befreien, und zur Zeitkonrolle war ein
gleich stehendes Mehrfigurenendspiel (beide Seiten mit jeweils einem Läufer +
Springer + sechs Bauern) enstanden.
Zu diesem Zeitpunkt war jedoch bereits eine Vorentscheidung gefallen, denn Ralfs
Gegner hielt dem Druck zu Siegen in beiderseitiger Zeitnot nicht stand. Er gab
erst die Qualität und mußte dann ins Dauerschach einwilligen. Und Wolfgang
hatte zur Zeitkontrolle ein Vorteilhaftes Läuferendspiel (drei gegen zwei
Bauern) erreicht. Er konnte diesen Vorteil zwar nicht mehr zu einem Sieg ummünzen,
jedoch stand nach den beiden abschließenden Remis ein insgesamt ungefährdetes
5:3 für uns zu Buche.
Jörg Sawatzki